Die folgenden Zitate von Linde von Keyserlingk sind ihrem Aufsatz „“Sandspieltherapie mit Paaren“ erschienen in der Zeitschrift für Sandspieltherapie, Heft 14.Mai 2003, S.58-71, entnommen:
„Sandspieltherapie mit Paaren in der hier beschriebenen Form ist ein Novum. In meiner langjährigen Arbeit, besonders mit bi-kulturellen Paaren, hatte ich immer den Wunsch, jeder möge beim anderen nicht nur das ungebügelte Hemd oder die gerunzelte Stirn sehen, sondern auch seine Träume, geheimen Ängste, Wünsche und Sehnsüchte. Mit dem nicht nur auf Sprache angewiesenen Sandspiel ist das zum großen Teil gelungen. Dieses projektive Verfahren macht es möglich, Erinnerungen und Träume gleichsam nach außen zu klappen, sodass sie für einen anderen, sei es nun die Therapeutin oder den Partner, auch sichtbar werden. Eine Bildgeschichte liegt da im Sand, uns allen sichtbar und nachfühlbar, kunstvoll, immer richtig und interessant, wie es Träume nun einmal sind.“ (59) „Paare beschäftigen sich beim Sandspiel mit ihren inneren Bildern, für die jeder dann dazu passende äußere Symbole sucht, und diese in erstaunlichen Mustern und Ordnungen verbindet, Ordnungen, die nicht von außen gesetzt oder durch erlerntes Wissen kontrolliert sind, sondern gleichsam von tief innen aufsteigen. Der von Dora Kalff so oft beschriebene angst- und wertfreie, geschütze Raum ist hierfür von besonderer Wichtigkeit sowie die wohlwollende und interessierte Begleitung durch die Therapeutin. Dies kann die unterschiedlichsten Therapiemodelle bereichern. Es erleichtert den Zugang zu unbewussten Anteilen der Verstrickung und Unterdrückung, der Trauer und des Rückzugs. Es hilft den Paaren, sich darin gegenseitig zu sehen, zu verstehen und Veränderung zu initiieren.“ (59) „Am meisten gleicht das Paarsandspiel dem emotional-verstehenden Modell der humanistischen Psychologie, das sowohl die prägende Vergangenheit der Partner (Mehrgenerationenparadigma ...), als auch ihre geheimen Wünsche und Sehnsüchte für die Zukunft berücksichtigt, (impliziter Paarvertrag) ... Eine Beziehung ist nicht etwas, das man hat, sondern ein immerwährender Gestaltungsprozess in Raum und Zeit, zwischen männlich und weiblich. Der Ort der (Be-) Handlung ist demnach nicht das Intrapsychische der einzelnen, sondern der von diesem Intrapsychischem beinflusste Raum zwischen den Personen, das Unbewusste zwischen ihnen...... Darin ist sowohl systemisches als auch analytisches Vorgehen zu erkennen. Diese Sandspieltherapie ist bemüht, Vergangenheit und Zukunft an die Gegenwart heranzuziehen, um diese weniger leidvoll, sondern konstruktiv, liebevoll und resourcenorientiert werden zu lassen. So kommt man von der Rekonstruktion des Leids zur Konstruktion einer sinngebenden Zukunft, die möglicherweise auch nicht gemeinsam gelebt werden kann. Dabei spielen Regression (Eintauchen in die Kindheit) und Progression (Zielorientierung) eine wichtige und gewünschte Rolle.“ (59ff)